AUSGESTORBEN: FRANC BERNEKER : Public intervention: sculptor's walk across Vienna with the octopuss sculpture towards where Berneker's studio used to be

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AUSGESTORBEN: FRANC BERNEKER

AUSGESTORBEN: FRANC BERNEKER

(tekst v slovenščini spodaj)

Ausgestorben – Franc Berneker, Südbahn-Atelier am Bahnhof Meidling

 

Zoran Srdić Janežičs bildhauerischer Spaziergang ist eine Verneigung vor dem slowenischen Bildhauer Franc Berneker, der von 1897 bis 1915 in Wien lebte. Während dieser Zeit schuf er einige seiner bedeutendsten Arbeiten, ein paar wurden jedoch zerstört, als während seiner Einberufung zum Reichsheer die Südbahngesellschaft sein Atelier in Meidling abriss. Mit den Kraken aus Stoff, die Srdić unter den Armen tragen wird, bezieht er sich direkt auf das Motiv der Statue des hl. Johannes von Nepomuk, die Berneker damals für die Familie Majdič in Kranj schuf. Somit nimmt der Künstler mit seinem Körper die Identität des Heiligen aus Stein an und stellt zugleich eine moderne Beziehung zur Statue als Zugang zum künstlerischen Ausdruck her. Durch den Einfluss der Performance veränderte sich auch die Beziehung zur Bildhauerei, vor allem aber die Bedeutung der statischen und beständigen Kunstform. In der Intervention Zoran Srdić Janežičs ist einerseits eine Performance erkennbar, in der der Künstler zwei Kraken aus Stoff mit sich trägt, andererseits wird mit der Objektivierung des Künstlerkörpers die gesamte Komposition zur einer gehenden, öffentlichen Skulptur von kurzer Dauer. Die Statue des hl. Johannes von Nepomuk erwacht für gut eine Stunde zum Leben und bringt sich in ihrer eigenen Prozession zur Selbsteinstellung, ohne Ritus am Ende des Weges.

 

Der Bildhauer als vorläufige Statue / Vasja Nagy

 

Heuer sind es 100 Jahre, seit Franc Berneker seinen Statue des hl. Johannes von Nepomuk fertigstellte. Damals lebte er in Wien und hatte sein Atelier beim Bahnhof in der Nähe des Meidlinger Friedhofs. Nachdem er sein Studium an der Akademie der bildenden Künste abschloss, bestritt er seinen Lebensunterhalt mit der Anfertigung von Statuen und Grabsteinen. Der Grund, auf dem sich sein Atelier befand, stand im Besitz der Südbahngesellschaft, und als er am 15. Mai 1915, während der Ersten Weltkrieges, eingezogen wurde, blieben einige seiner Werke dort. Das Atelier wurde während seiner Einberufung abgerissen, die Arbeiten zerstört. Die Statue des hl. Johannes von Nepomuk stand zu diesem Zeitpunkt bereits am Mali trg (Kleiner Platz) zwischen dem Majdič-Haus und dem Bezirksgericht in Kranj. Konkret handelt es sich um eine Gruppe, die neben der Heiligenfigur zusätzlich aus zwei großen Kraken und der Königin, die sich über die drei erhebt, besteht. Die Statue wurde während des Zweiten Weltkrieges von ihrem ursprünglichen Standort entfernt und eingelagert, nach Kriegsende wurde sie an die Südwand der Pfarrkirche des hl. Kanzian und Gefährten in Kranj gestellt. Bei öffentliche Statuen, seien es nun Denkmäler oder andere Monumente, kommt es seit jeher immer wieder zu Komplikationen. Meist handelt es sich um Veränderungen des gesellschaftlichen oder herrschaftlichen Verhältnisses zur Botsachft, die den Statuen innewohnt. In solchen Fällen kann es zu Veränderungen, Beschädigungen oder sogar Entfernungen und Zerstörungen kommen. Die Krainer Gruppe des hl. Johannes von Nepomuk erfuhr triviale Komplikationen, deren Niveau so hoch ist wie das Wasser im Trog, in dem sich der Heilige und die Kraken befinden, wie das letzte Beispiel der Kunstwerksschändung – das Abschlagen des Königinnenkopfes – beweist.
Das Verhältnis der Gesellschaft zu öffentlichen Statuen behandelte Zoran Srdić Janežič bereits in seinem Werk Svetovna revolucija (Weltrevolution) aus dem Jahre 2011, Teil des Gruppenprojekts Javno kiparstvo (Öffentliche Bildhauerei) in Zusammenarbeit mit Jernej Mali und Andrej Štular. Mit dem imaginären Abschneiden der Statuenköpfe, die durch aktuelle Berühmtheiten ausgetauscht werden sollten, machte er sich satirisch über die Geschichte lustig, wiederholte sie auf seine eigene Art und Weise sogar. Das Kunstereignis fand am Slowenischen Platz in Kranj statt, der davor Platz der Revolution und vor der Revolution Freiheitsplatz geheißen hatte. Der Künstler empfand dem Statuenkopf von Lojze Dolinars Revolucija eine Maske nach, die er während des Ereignisses am Platz trug und mit seinem Körper die Haltung ebendieser Statue nachahmte. Mit dieser ironischen Geste bezog er sich auf die gesellschaftliche Abgestumpftheit in Bezug auf Revolutionen (am Foto in der Begleitpublikation radierte er die Statue am Sockel aus und stellte seinen Marsch somit als Abstieg der Revolution zurück zu den Menschen dar), hob jedoch auch das Verhältnis zu Statuen im öffentlichen Raum sowie zur Statue als statische und beständige Kunstform hervor. Der Prozessualismus und andere Sichtweisen brachten bereits zur Zeit des historischen Konzeptualismus Unruhen in die modernistische Auffassung von Statuen, doch in diesem Fall rückt der performative Charakter in den Vordergrund. Der Künstlerkörper mit Maske ersetzte die statische Statue und wurde zu einem relevanten Eingriff sowohl in das Gewebe des Erinnerungskontextes als auch in das Erlebnis des modernen Kunstschaffens.
Die Vorläufigkeit der Statue als Modus der modernen Bildhauerei ist eines der Schlüsselelemente der Wiener Intervention. Mit der Erinnerung an den slowenischen Bildhauer Franc Berneker, der 17 Jahre lang in Wien lebte und werkte, sowie mit einem seiner bedeutendsten Werke, die er hier schuf, im Hinterkopf – der Statue des hl. Johannes von Nepomuk aus Kranj – macht sich Zoran Srdić Janežič auf einen Spaziergang durch die Gassen Wiens auf. Zwei Kraken aus Stoff, die der Künstler unter seinen Armen trägt, beziehen sich direkt auf Bernekers Statue, wo die Kraken den Körper des Heiligen stützen. Der Spaziergang beginnt vor der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz und endet beim Bahnhof Meidling, wo sich mutmaßlich einst Bernekers Atelier befand. Zoran nimmt mit dieser Geste über Erinnerungen die Identiät des alten Meisters an, der auf seine akademische Ausbildung sehr stolz und im Vorkriegswien relativ erfolgreich tätig war. Nach dem unfreiwilligen Auszug aus dem Atelier und der Niederlassung in Slowenien nach dem Krieg fällt sein künstlerisches Schaffen nicht auf fruchtbaren Boden, was ihn in die Armut treibt. Mit den Kraken unter den Armen übernimmt er aber auch die Identität des Heiligen, er wird seine lebende Statue. Unweigerlich beschleicht einen dabei das Bild eines Künstlers, der sich wegen seiner Aufrichtigkeit und seines freien Geistes den Anforderungen von Politik und Markt nicht fügen kann.

 

Zoran Srdić Janežič

Bildhauerischer Spaziergang, Akademie der bildenden Künste (Schillerplatz 3) – Ort des ehemaligen Atelier (Bahnhof Meidling)

Mittwoch, 28. 8. 2013 um 18 Uhr

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Ausgestorben: Franc Berneker

 

Kiparski sprehod Zorana Srdića Janežiča je poklon slovenskemu kiparju Francu Bernekerju, ki je med leti 1897 in 1915 živel na Dunaju. V tem času je ustvaril nekaj svojih najpomembnejših del, nekaj pa jih je bilo uničenih, ko so mu med vpoklicom v cesarsko vojsko Južne železnice porušile atelje ob progi v mestnem okrožju Meidling. S hobotnicama iz blaga, ki ju bo Srdić (ne Berneker;) nosil pod rokama, se navezuje neposredno na motiv kipa Sv. Janeza Nepomuka, ki ga Berneker ustvaril v tistem času za družino Majdič v Kranju. Umetnik tako s svojim telesom prevzema identiteto svetnika s kamnite skulpture, hkrati pa vzpostavlja sodoben odnos do kipa kot pristopa v umetniškem izražanju. Pod vplivom performansa se je spremenil tudi odnos do kiparstva, predvsem pa pomen statične in trajne oblike umetniškega dela. V intervenciji Zorana Srdića Janežiča lahko vidimo performans, v katerem umetnik prenaša dve hobotnici iz blaga, po drugi strani pa se z objektivizacijo umetnikovega telesa celotna kompozicija spremeni v hodečo, javno skulpturo kratkega roka trajanja. Kip Sv. Janeza Nepomuka oživi za dobro uro in se v svoji lastni procesiji prenese do samoukinitve brez obreda na koncu poti.

 

Kipar kot začasen kip / Vasja Nagy

 

Letos mineva okroglih 100 let, odkar je Franc Berneker dokončal svoj kip sv. Janeza Nepomuka. Takrat je živel na Dunaju in imel svoj atelje ob železnici, v bližini pokopališča mestnega okraja Meidling. Odkar je po končanem študiju na dunajski Akademiji upodabljajočih umetnosti ostal v prestolnici, se je preživljal z izdelovanjem kipov in nagrobnikov. Atelje je imel postavljen na zemljišču, ki je bilo v lasti Južnih železnic in ko je bil 15.5.1915, med I. svetovno vojno vpoklican v vojsko, so v njem ostala tudi nekatera njegova dela. Atelje je bil med umetnikovim vpoklicem porušen, njegova dela pa uničena. Kip sv. Janeza Nepomuka je takrat že stal na malem trgu med Majdičevim domom in okrožnim sodiščem v Kranju. Gre za skupino, ki poleg svetnikove figure vključuje še dve veliki hobotnici in kraljico, ki stoji nad trojico. Kip je bil že večkrat prestavljen. S prvotnega mesta je bil med II. sv. vojno umaknjen in shranjen, po vojni pa je bil prislonjen ob južno steno kranjske župne cerkve sv. Kancijana in tovarišev. Pri javnih kipih, pa naj gre za spomenike ali druga obeležja, skozi čas pogosto prihaja do zapletov. Večinoma gre za spremembe v odnosu družbe ali zgolj oblasti do sporočil, ki jih kipi nosijo. V takih primerih lahko pride do krnjenja, spreminjanja ali celo odstranitve in uničenja. Kranjska skupina sv. Janeza Nepomuka je doživljala tako trivialne zaplete, kot je nivo vode v koritu, v katerem se nahajajo svetnik in hobotnici, kot tudi zadnji primer skrunjenja umetniškega dela z odbitjem kraljičine glave.
Odnose družbe do javnih kipov je Zoran Srdić Janežič obravnaval že v svojem delu Svetovna revolucija leta 2011, ki je bilo del skupinskega projekta Javno kiparstvo v sodelovanju z Jernejem Malijem in Andrejem Štularjem. Z imaginarnim rezanjem glav kipom, ki naj bi jih zamenjali z obličji bolj aktualnih veljakov, se je satirično pošalil iz zgodovine, jo po svoje tudi ponovil. Umetniški dogodek je bil izpeljan na Slovenskem trgu v Kranju, ki se je pred tem imenoval Trg revolucije, pred revolucijo pa Trg svobode. Po glavi kipa Lojzeta Dolinarja Revolucija je povzel obliko za masko, ki jo je v času dogodka nosil po trgu ter s svojim telesom oponašal držo istega kipa. Z ironično gesto se je navezoval na družbeno otopelost v razmerju do revolucij (na fotografiji v spremljajoči publikaciji je umetnik izbrisal podobo kipa na podstavku, ter tako svoj pohod prikazal kot sestop Revolucije nazaj k ljudem), vendar je poleg tega izpostavil tudi odnos do kipov v javnem prostoru, ter kipa kot statične in trajne oblike umetniškega dela. Procesualnost in drugi vidiki so že v času zgodovinskega konceptalizma vnesle nemir v modernistično pojmovanje kipa, a v tem primeru se postavlja v ospredje performativni značaj. Umetnikovo telo z masko je nadomestilo statični kip ter se vzpostavilo kot relevanten poseg tako v tkivo konteksta spomina, kot v doživljaj sodobne umetniške tvorbe.
Začasnost kipa, kot modusa sodobnega kiparstva, je eden od ključnih elementov dunajski intervenciji. S spominom na slovenskega kiparja Franca Bernekerja, ki je 17 let živel in deloval na Dunaju ter z mislimi na eno od njegovih pomembnejših del, ki jih je ustvaril tu; kip Sv. Janeza Nepomuka iz Kranja, se Zoran Srdić Janežič odpravlja na sprehod po dunajskih ulicah. Dve hobotnici iz blaga, ki ju umetnik nosi pod svojima rokama, se neposredno nanašata na Bernekerjev kip, kjer hobotnici podpirata svetnikovo telo. Sprehod se začne pred Akademijo upodabljajočih umetnosti na Schillerjevem trgu in zaključi ob železnici v okraju Meidling, kjer naj bi domnevno nekoč stal Bernekerjev atelje. Zoran s to gesto preko spomina prevzema identiteto starega mojstra, ki je bil ponosen na svojo akademsko izobrazbo in relativno uspešno deloval v predvojnem Dunaju. Po prisilni izselitvi iz ateljeja in naselitvi v Sloveniji po vojni, njegovo umetniško delovanje ne pade na plodna tla, kar ga privede do revščine. S hobotnicama pod rokama pa prevzema tudi identiteto svetnika, postane njegov živ spomenik. Nehote pa se ob tem v misli prikrade podoba o umetniku, ki se zaradi iskrenosti in svobodomiselnega duha ne more prilagoditi zahtevam politike in trga.

 

Genre: sculptor’s walk / street performance

Where: Bildhauerisher Spaziergang, Akademie der Bildenden Künste (Schillerplatz 3) – Ort ehemaligers Ateliers (Bahnhof Meidling)

When: 28 August 2013 at 6 pm

Author / performer: Zoran Srdić Janežič

Production: The Gulag Institute for Contemporary Art

Coproduction: SKICA, Vienna

The performance was carried out on the Vienna residency of the Ministry of culture of the Republic of Slovenia.